An Eine Maus
(To A Mouse)
Du schüchtern, kleines, schlankes Thier,
Mit welcher Angst fliehst Du von hier,
Du brauchst vor meiner Pflugschar Dich
Ja nicht zu scheun.
Thät' ich Dir weh, es würde mich
Gar sehr gereun!
Wie oft zerreisst des Menschen Hand
Der Schöpfung brüderliches Band;
Zur Flucht vor mir hast Du ein Recht,
Mein kleines Thier;
Aus staubgeborenem Geschlecht
Bin ich gleich Dir.
Ein kleiner Diebstahl ist Gebrauch
Bei Euch, denn leben müsst Ihr auch;
Der Raub vom öden Stoppelfeld
War ja nur klein,
Wenn Gott das andre mir erhält,
So mag's drum sein!
Zertrümmert liegt Dein Häuslein dort;
Was blieb, das treibt der Sturm nun fort,
Du hast, um Dir es neu zu bau'n,
Nicht Moos, noch Gras,
Und Dein harrt des Decembers Graun,
So kalt und nass.
Du sahst, wie öde das Gefild,
Der Winter nahte rauh und wild,
Du glaubtest, hier im Nest genug
Geschützt zu sein.
Da krach! brach ich mit meinem Pflug
Auf Dich herein.
Geknuspert hast Du Tag und Nacht
Am Stroh, und Dir Dein Bett gemacht,
Und dafür treib ich jetzt Dich fort
Von Hof und Haus,
In's öde Feld, durchstürmt vom Nord,
Musst Du hinaus.
Doch, Mäuschen, Du zeigst nicht allein,
Dass Vorsicht kann vergeblich sein,
Der beste Plan von Maus und Mann
Gelingt oft nicht,
Und Leid und Kummer bringt uns dann,
Was Lust verspricht.
Nur bist Du glücklicher als ich.
Das heut allein bekümmert Dich,
Ich, wend' ich rückwärts mein Gesicht,
Find, ach, nur Schmerz,
Und seh ich auch die Zukunft nicht,
Bangt doch mein Herz!