Alloway Burns Club Title
www.allowayburnsclub.org.uk

Trauern Ist Der Menschen Loos

(Man Was Made To Mourn)

Als des Novembers rauher Wind
Entblösste Flur und Hain,
Ging ich hinab des Air Strand
Am Abend ganz allein;
Da ward ich einen müden Greis
Mit schwankem Schritt gewahr,
Vom Alter war die Stirn gefurcht,
Und weiss sein wallend Haar.

O Fremdling, wohin wanderst Du?
So klang des Greisen Wort,
Treibt Dich der Jugend heisser Drang,
Der Durst nach Gold Dich fort?
Vielleicht bedrückt Dich Sorg und Gram
Schon in so früher Zeit,
Und wanderst Du und weinst wie ich
Schon um der Menschen Leid.

Die Sonne, welche dort das Moor
Bestrahlt mit blasserm Schein,
Wo Tausende im Herrendienst
Sich barter Arbeit weihn,
Sie tauchte achtzig Mai fur mich
Schon aus der Fluthen Schooss,
Und immer hat sie mir gezeigt,
Dass Trauer unser Loos.

So lang des Lebens Lenz Dir blüht
Vergeudest Du die Zeit,
Und nutzest nicht die frische Kraft,
Die Dir die Jugend leiht.
Wie ist in Dir der Thorheit Macht,
Der Leidenschaft so gross,
Und kündet als Naturgesetz,
Dass Trauer unser Loos.

Blick nicht nur auf die Jugend hin
Und auf des Mannes Kraft,
Er kann der Menschheit nützlich sein,
So lang er wirkt und schafft,
Blick auf den Greis am Lebensziel,
Der elend, arm und bloss,
Die Noth zeigt und das Alter Dir,
Dass Trauer unser Loos.

Zwar hier und dort durch Schicksals Gunst
Lebt einer sorgenfrei,
Doch glaube nicht, wie gross und reich,
Dass er auch glücklich sei.
In jedem Lande ist die Zahl
Der Schwerbedrangten gross.
Die Last des Lebens lehret Dich,
Dass Trauer unser Loos.

Schlimm sind die Uebel, die der Mensch
Von der Natur empfangt,
Doch schlimmer, die er selbst sich schafft.
Von Reu und Angst bedrangt.
Der Mensch, auf den der Himmel blickt,
So liebevoll und gross,
Verschuldet durch Unmenschlichkeit,
Dass Trauer unser Loos.

Sieh, wie der Arme dort in Noth
Und Kummer fast vergeht,
Und zu dem ird'schen Bruder heiss
Um Brod und Arbeit fleht,
Und wie ihn dieser, ist auch er
Doch nur ein Erdenkloss,
Mit Weib und Kind verstosst und zeigt,
Dass Trauer unser Loos.

Bin ich von der Natur bestimmt,
Der Knecht des Herrn zu sein,
Warum denn goss der Freiheit Trieb
Sie in mein Herz hinein?
Wo nicht, warum denn stellt sie mich
Dam Hohn des Grossen bless.
Wie hat er Will' und Macht dazu,
Dass Trauer unser Loos?

Doch lasse nicht Dein junges Herz
Zu sehr dem Schmerz sich weihn,
Denn dies wird nicht der letzte Spruch
Des Menschenschicksals sein.
Gott liesse nicht den braven Mann
Hienieden arm und bloss,
Wär ihm nicht ein Ersatz bestimmt
Für dieses Trauerloos.

O Tod, des Armen letzter Trost,
Sein bester Freund bist Du,
Willkommne Stunde, wo Du mich,
Den Alten, führst zur Ruh!
Der Reiche sieht bestürzt Dich nahn
Und bebt im Freudenschooss,
Doch segnet Dich, wer immer weint
Um unser Trauerloos.